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Carretera Austral

Frühmorgens um halb sechs klingelte der Wecker, da um acht Uhr unsere Fähre von Chiloé ablegen sollte. Wir fuhren zum Hafen, wo sich schon eine kleine Schlange mit den verschiedensten Fahrzeugen gebildet hatte: normale Autos, Campervans, Kleinlastwägen, sogar ein (schweizer) Motorrad war dabei. Da wir wohl noch eine Weile warten mussten, spazierten wir mal vor zum Schiffsableger. Dort war zwar noch keine Fähre zu sehen, aber es kündigte sich ein schöner Sonnenaufgang an mit freier Sicht auf den Corcovado-Vulkan in der Ferne, der sich üblicherweise eher in Wolken versteckt. Irgendwann trudelte die Fähre ein, es wurde ab- und aufgeladen und wir starteten pünktlich. Auch während der Überfahrt hatten wir eine schöne Aussicht auf die Berge des Festlandes.

Wir kamen überpünktlich an und beschlossen spontan, das herrliche Wetter auszunutzen, um gleich noch eine Wanderung zu machen. So ging es wenig später zunächst durch einen schönen Wald über viele Treppenstufen steil bergauf. Danach wurde die Vegetation karger und der Weg noch steiler, bis wir an einem Aussichtspunkt auf einen Vulkan ankamen. Man sah aus mehreren Schloten Dampf aufsteigen und die vom letzten Ausbruch abgestorbenen Bäume sahen sehr skurril aus.

Die nächste Wanderung führte uns zu einem Aussichtspunkt auf einen Gletscher. Als wir starteten, waren die Berge wolkenverhangen und die Ranger rieten uns wegen der fehlenden Aussicht zu einer anderen Tour. Wir wollten unser Glück aber trotzdem versuchen und wanderten motiviert los. Leider war am Ziel tatsächlich nur der untere Teil des Gletschers zu sehen – immerhin. Wir wollten uns schon wieder auf den Rückweg machen, als ein deutscher Mit-Tourist ankam. Wir unterhielten uns eine Weile, dann kamen noch zwei Deutsche dazu, und wir verratschten uns etwas. Fast hätten wir verpasst, dass sich die Wolken für kurze Zeit verzogen und die Sicht auf den Gletscher frei wurde! Auch abends zeigten sich die Berge in einem schönen Licht.

Danach machten wir einen Abstecher in ein Seitental Richtung Argentinien. Eigentlich ist es bekannt für Rafting- und Kajakfahrten auf einem außergewöhnlich türkisfarbenen Fluss, wir blieben aber beim Wandern, da Margit außergewöhnlich wasserscheu ist. So spazierten wir einmal zu einem Aussichtspunkt, von dem man aus das Tal überblicken konnte. Die zweite Wanderung führte uns zu einem schönen Bergsee.

Ein paar Tage waren etwas regnerisch und wir gönnten uns für zwei Nächte ein Zimmerchen in einem Hostal, das rustikal, aber liebevoll eingerichtet war. Besonders gefallen hat uns, dass man aus dem Gemeinschaftsraum einen tollen Blick auf den Fluss hatte. Trotzdem war es schöner, direkt am Fluss zu campen 😉

Wir hatten schon befürchtet, dass es auf der Carretera Austral recht zugeht, weil diese das Traumziel vieler Reisender ist. Es war – wenigstens bisher – zwar schon mehr los als anderswo, aber Gottseidank konnte noch keine Rede sein von überlaufen. Interessanterweise waren aber sehr viele Fahrradfahrer unterwegs.

Wo allerdings alle hin mussten, war ein Hängegletscher, der von der Straße aus sehr einfach zu erreichen ist. Es führt eine kleine Wanderung durch sehr schönen Wald hin, die man übrigens nur bis mittags beginnen konnte. Zu einer gewissen Uhrzeit sorgt ein Ranger dafür, dass alle den Aussichtspunkt wieder verlassen. Anderswo undenkbar, in Argentinien und Chile aber fast Standard.

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